Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Wir möchten Ihnen also unsere Projekt-Ergebnisse nochmal vorstellen und wir möchten vor allem
im Anschluss mit Ihnen diskutieren darüber und deswegen haben wir den Titel und die Präsentation
unter das Motto der Session gestellt und fragen, warum das Nein zur Organspende so schwer fällt.
Wo setzen wir an, wo kommen wir her? Also der Ausgangspunkt ist erstmal der Organspendediskurs
in Deutschland und der ist sehr stark geprägt vom sogenannten Organmangel. Das heißt hinter
diesem Ausdruck Organmangel stellt die Vorstellung, wenn mehr Menschen zu einer Organspende bereit
wären, könnte auch mehr Menschen geholfen werden und gleichzeitig wird die Entscheidung für oder
gegen eine Organspende als individuelle Entscheidung gerahmt, die man vor allem mit mehr Informationen
befördern könnte. An diesem Informationsdefizit, an diesem vermuteten Informationsdefizit setzt
dann auch die Gesetzesänderung 2012, 2013 an und auch die Kampagnen, die wir jetzt immer wieder
sehen und die wir hier auch unter die Lupe genommen haben. Und hier geht es immer darum,
durch mehr Information nicht nur eine Entscheidung zu befördern, sondern auch die Menschen dazu zu
bringen, sich für eine Organspende zu entscheiden. Wir würden hingegen fragen, ist es überhaupt eine
individuelle Entscheidung sich für oder gegen eine Organspende zu entscheiden, denn so eine Organspende
ist ja kein unilateraler Akt. Also ich stelle immer eine Beziehung her zwischen Spender und Empfänger.
Ich treffe meine Entscheidung in einem bestimmten sozialen Umfeld und oft sind es dann auch die
Angehörigen, die eben Auskunft darüber geben, ob jemand ein Organ spenden wollte oder nicht,
oder die dann auch entscheiden, wenn das nicht feststellbar ist. Das heißt, diese gängige
Praxis der Ansprache wirft durchaus Fragen auf, denn letzten Endes ist es doch keine leichte
Entscheidung, ob wir Organe spenden wollen oder nicht. Und unser tägliches Leib- und Körperverständnis
schließt ja solche Fragen überhaupt nicht ein, ob wir Organe jemandem zur Verfügung stellen oder
ob wir selbst ein Organ bekommen möchten. Das heißt, wir haben folgende Forschungsfragen,
die wir Ihnen heute vorstellen wollen. Wir fragen erstmal, wie sieht diese Kampagnenlandschaft in
Deutschland überhaupt aus? Was sind auch die impliziten moralischen Appelle dieser Kampagnen,
denn es soll ja nicht nur informiert werden, sondern gleichzeitig immer auch Organspende,
ja also die Bereitschaft zur Organspende erhöht werden. Auf der anderen Seite fragen wir,
wie gehen eigentlich die angerufenen um mit diesen Appellen und inwieweit haben in diesem Umfeld vor
diesem Hintergrund Skeptikerinnen überhaupt eine angemessene Sprache zur Verfügung, um Zurückhaltung,
Kritik überhaupt äußern zu können. Es wurde schon angesprochen, wir setzen hier zweigleisig an.
Zum einen haben die Kolleginnen in Göttingen alle Posterkampagnen der letzten 20 Jahre untersucht,
insgesamt 83 Motive. Wir hier in Erlangen haben Fokusgruppen und Interviews geführt,
mit Personen, die kritisch, skeptisch, zurückhaltend und unsicher sind, also hier
auch ein breites Spektrum abgedeckt und wir versuchen immer wieder diese Ergebnisse
aufeinander zu beziehen. Also wir haben diese Kampagnen auch vorgelegt, in den Fokusgruppen
gefragt, wie die Teilnehmerinnen darauf reagieren und wir wollen auch unsere Ergebnisse aufeinander
beziehen. Genau, wie Larissa gesagt hat, haben wir Kampagnen der letzten 20 Jahre, wo man sagen muss,
wir haben uns auf die offiziellen bundesweiten Kampagnen fokussiert, die von Institutionen wie
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die seit der Revision des TPG mit dem
Bundesministerium für Gesundheit zusammen alleine die Kampagnen gestaltet, dann weiterhin auf die
Kampagnen des Deutschen Herzzentrums in Berlin umgestützt und auf die Kampagnen der Stiftung
fürs Leben, die in Treuhandschaft der deutschen Stiftung Organtransplantation ihre Kampagnen
gestaltet hat. Das waren unsere Material und wie Sehgeshikt dann schon angedeutet hat oder
benannt hat in ihrer Einführung, ist hierbei erstmal, insbesondere seit der Revision des TPG,
aus unserer Perspektive ein Zielkonflikt festzuhalten, nämlich einerseits ist das Ziel,
dass die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland gefördert werden soll, wohlgemerkt
nicht nur die Organspender, sondern tatsächlich die Bereitschaft zur Organspende und dass zugleich
eine informierte und unabhängige Entscheidung jedes Einzelnen ermöglicht werden soll und die
Aufklärung die gesamte tragweite Entscheidung umfassen soll und Ergebnis offen sein soll.
Wo man sich natürlich fragen kann, ja aus unserer Sicht ist es ein Zielkonflikt oder wo ist da
Presenters
Dr. Larissa Pfaller
Dr. Solveig Lena Hansen
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:31:04 Min
Aufnahmedatum
2016-07-18
Hochgeladen am
2016-11-09 10:38:57
Sprache
de-DE